Karsten Krampitz
Der Fall Brüsewitz. Staat und Kirche in der DDR
Am 18. August 1976 übergoss sich Oskar Brüsewitz auf dem Marktplatz in Zeitz mit Benzin und zündete sich an. Die ursprüngliche Kontroverse, ob der Pfarrer aus Rippicha nun ein Märtyrer im Kampf gegen den Kommunismus gewesen ist oder ein Psychopath, wurde nie geklärt. Vierzig Jahre später geht Karsten Krampitz in seiner Promotionsschrift den Gründen dieser radikalen Tat und ihren Folgen nach. Er stellt fest: Nicht der öffentliche Feuersuizid war das die DDR erschütternde Ereignis, sondern die Reaktionen der Bevölkerung auf den Brüsewitz diffamierenden Kommentar im Neuen Deutschland „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden“ vom 30. August 1976.
Dieser eine Artikel im SED-Zentralorgan (flankiert von einem ähnlichen Kommentar im CDU-Blatt Neue Zeit) löste in der DDR-Gesellschaft eine Welle der Kritik und des Protests aus, die das Verhältnis von Staat und Kirche nachhaltig veränderte.
Krampitz gehört zu den besten Kennern der DDR-Spätphase. (Christian Schröder / Der Tagesspiegel)
Den Fall Brüsewitz hat Krampitz nicht nur im Buch „1976 – Die DDR in der Krise“ kurz, aber erhellend geschildert. In seiner 700 Seiten starken Dissertation, verteidigt an der Humboldt Universität Berlin und mit dem Prädikat Magna cum laude bewertet, befasst sich der Historiker so umfassend mit Brüsewitz wie wohl kein Zweiter hierzulande. Der Schwerpunkt liegt auf den Reaktionen, die die Tat auslöste. (Thomas Myer / Leipziger Volkszeitung)
Dass Karsten Krampitz mit seiner Dissertation Das Verhältnis von Staat und Kirche in der DDR infolge der Selbstverbrennung des Pfarrers Oskar Brüsewitz am 18. August 1976 wichtige Quellen erstmals zum Sprechen gebracht hat, zeigt die Vielseitigkeit seiner Begabung, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er primär ein geborener, ja begnadeter Erzähler ist. (Andreas Heckmann / Am Erker. Zeitschrift für Literatur)
Karsten Krampitz ist ein Brüsewitz-Experte. Wie kein Zweiter kennt der Berliner Historiker den Fall des evangelischen Pfarrers von Rippicha (Burgenlandkreis), Oskar Brüsewitz, der sich am 18. August 1976 vor der Zeitzer Michaeliskirche aus Protest gegen das SED-Regime mit Benzin übergoss, selbst anzündete und vier Tage darauf den Verbrennungen im Krankenhaus Halle-Dölau erlag, isoliert von Familie und Freunden. (Christian Eger / Mitteldeutsche Zeitung)