Peter Joachim Lapp
General bei Hitler und Ulbricht
Vincenz Müller - Eine deutsche Karriere
Er diente dem deutschen Kaiser Wilhelm II. genauso wie den Reichspräsidenten Ebert und Hindenburg, er diente dem nationalsozialistischen Führer Hitler ebenso wie dem Kommunisten Ulbricht. Vincenz Müller brachte es vom Fahnenjunker im Ersten Weltkrieg zum Chef des Generalstabes einer Armee im Zweiten Weltkrieg und schließlich zum Chef des Hauptstabes im Range eines Generalleutnant in der NVA. Wer war dieser Vincenz Müller, der für die Verbrechen der Wehrmacht an der Ostfront mitverantwortlich war und sich dann zum Marxismus-Leninismus bekannte? Was bezweckte er mit seinen Geheimkontakten in den Westen? Warum nahm er sich kurz vor dem Mauerbau das Leben?
Peter-Joachim Lapp zeichnet die einzigartige deutsche Karriere nach und legt die erste umfassende Biographie über diesen Offizier in vier Armeen vor. Er hat dazu das gesamte verfügbare Archivmaterial ausgewertet und zahlreiche Zeitzeugen befragt, darunter mehrere, die erstmalig über ihre Erlebnisse mit Vincenz Müller berichten.
Agnes Steinbauer hat über dieses Buch, in dem der Journalist Joachim Peter Lapp den Wehrmachtsgeneral Vincenz Müller porträtiert, der nach einer steilen Karriere bei den Nazis, auch in der DDR als General weiterwirkte, nur Gutes zu sagen. Die Rezensentin hebt die "akribische" Quellensuche des Autors hervor und findet, dass es Lapp gelungen ist, das Leben der "vielleicht schillerndsten Figur der deutschen Militärgeschichte" überzeugend vor Augen zu führen. Dabei gelinge es ihm, ausgewogen und vorurteilsfrei über den General zu informieren ohne seine Mittäterschaft unter den Nationalsozialisten zu beschönigen, so die Rezensentin angetan. Steinbauer sieht beim Autor einen gewissen Hang zur Detailbesessenheit, doch kann das ihrer Bewunderung, aus diesem "schwierigen Stoff ein äußerst lesenswertes Buch" gemacht zu haben, keinen Abbruch tun. (Süddeutsche Zeitung, 26.01.2004)
Udo Scheer zeigt sich von dieser "unglaublichen" Biografie des ehemaligen Wehrmachtgenerals Vincenz Müller, der 1944 zur Sowjetunion überlief und später in der DDR gar zum Stellvertreter des Verteidigungsministers aufstieg, sehr beeindruckt. Der Autor Peter Joachim Lapp liefert mit seiner Darstellung "die Hintergründe" für ein ebenso aberwitziges wie "widerwärtiges" Stück Militärgeschichte, schreibt der Rezensent. Der weitere Werdegang Müllers lese sich dann wie ein "Politkrimi", wobei es Lapp mit seiner Biografie gelinge, den "militärischen und ideologischen Irrwitz" des 20. Jahrhunderts zu vermitteln, so Scheer angetan. (© Perlentaucher Medien GmbH
Buchnotiz zu : Frankfurter Rundschau, 02.02.2004)