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Heiligabend 1942. Wehmütig singt ein deutscher Soldat das Weihnachtslied „Oh du fröhliche“. Da schlägt eine Bombe ein und zerfetzt ihn. Insgesamt starben an der Wolga mindestens 700.000 Menschen. Die ungeheuere Zahl der Opfer spiegelt die Grausamkeit des Krieges wider. Von der sechsten Armee der Wehrmacht, die in einem erbarmungslosen Häuserkampf eingekesselt und im Februar 1943 vollends aufgerieben wurde, kehrten nur etwa 5.000 Soldaten aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Begonnen hatte die Schlacht um Stalingrad mit massiven Angriffen der deutschen Luftwaffe im August 1942. Die Bilder der Verwüstung erinnern an die deutschen Luftschläge auf das baskische Guernica im April 1937 oder das spätere alliierte Bombardement Dresdens im Februar 1945.
Antony Beevor bringt ans Licht, was die Knochenmühle Stalingrad für viele Menschen bedeutete. Militärische Strategien und Operationen rund um den Verlauf der Schlacht werden genauso nachgezeichnet. Am Rande räumt der Autor einmal mehr mit der Auffassung auf, die Wehrmacht habe einen sauberen Krieg geführt. Vielmehr kommt die „kollektive Verantwortung innerhalb der Wehrmachtshierarchie für Grausamkeiten gegen Juden und Zivilisten“ zur Sprache.
Selten nahm das Schicksal seinen Lauf wie beim
Rotarmisten Khudobkin. Totgesagt, ließ seine Mutter für ihn eine Messe
halten, doch der Soldat war nur verwundet. Ein russischer Aberglaube
wiederum sagt denen ein langes Leben voraus, für die zu Lebzeiten eine
Totenmesse gehalten wird. Tatsächlich überlebte Khudobkin den Kampf um
Stalingrad. Bis zum endgültigen Sieg der Roten Armee gegen
Hitler-Deutschland starben jedoch schätzungsweise zwischen 8,5 bis 13,5
Millionen seiner sowjetischen Kameraden und unzählige Zivilisten.
– Herwig Slezak
Stalingrad – Grauen und Mythos
Antony Beevor erzählt die
Geschichte der Menschen von Stalingrad – der Soldaten und der
Zivilbevölkerung. Ihn interessieren nicht so sehr Strategien und
Kriegshandwerk, sondern Menschen, Schicksale, letzte Spuren jener
Verdammten, die in Schlamm, Eis und Kugelhagel umkamen. Antony Beevor
verwendet bisher unzugängliche Quellen: Berichte von Desertionen und
Exekutionen, abgefangene deutsche Dokumente, Verhörprotokolle,
Tagebücher und Briefe, die nie ankamen. Entstanden ist ein
erschütterndes Erinnerungsbuch, das weltweit als bedeutendes
Antikriegsdokument gelobt wurde.