Birgit Hofmann
Der „Prager Frühling“ und der Westen
Frankreich und die Bundesrepublik in der internationalen Krise um die Tschechoslowakei 1968
In der Nacht des 20. August 1968 erschütterte die Nachricht vom Truppeneinmarsch in Prag die Weltöffentlichkeit. Mit der größten Militäraktion in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg beendeten die Sowjetunion und ihre Verbündeten den tschechoslowakischen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Die Regierungen des Westens protestierten gegen den völkerrechtswidrigen Akt. Man fürchtete ein Übergreifen der Krise. Westdeutschland wurde beschuldigt, die Intervention provoziert zu haben. Ein Vorwurf, den der französische Präsident de Gaulle antizipierte und so die gemeinsame Ostpolitik in Frage stellte.
Birgit Hofmann untersucht die Rolle des Westens während des „Prager Frühlings“ erstmals umfassend und multiperspektivisch. Am Beispiel Frankreichs und der Bundesrepublik zeigt sie, wie interne Spannungen eine gemeinsame Position gegenüber der UdSSR verhinderten. Die Passivität des Westens trug so dazu bei, die Blockspaltung bis zum Ende des Kommunismus zu zementieren. Mit diesem Fokus wirft die Autorin auch ein Schlaglicht auf den Umgang von Demokratien mit Diktaturen und beweist, dass die Grundfragen des Kalten Kriegs noch immer höchst gegenwärtig sind.
Birgit Hofmann, geb. 1975, ist Akademische Mitarbeiterin am Historischen Seminar/ZEGK der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, davor war sie Fakultätsmitglied im EU Programm des „Institute for the International Education of Students“ in Freiburg. Sie wurde als herausragende Nachwuchswissenschaftlerin Baden-Württembergs durch die Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.