Michal Frankl
„Prag ist nunmehr antisemitisch“
Tschechischer Antisemitismus am Ende des 19. Jahrhunderts
Wie in anderen europäischen Staaten entstand auch in den
böhmischen Ländern ausgangs des 19. Jahrhunderts ein moderner
Antisemitismus. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung erklärte die
Juden, denen man die Schuld an gesellschaftlichen Missständen zuschrieb,
zu Feinden der tschechischen Nation. Michal Frankl legt nun eine erste
Gesamtdarstellung zur Geschichte des tschechischen Antisemitismus am
Ende des 19. Jahrhunderts vor. Er stellt die verbreitete Reduzierung des
tschechischen Antisemitismus auf den Nationalitätenkonflikt zwischen
Tschechen und Deutschen infrage, deutet ihn gegen die vorherrschende
Geschichtsschreibung in Tschechien als akutes gesellschaftliches und
politisches Phänomen und beschreibt seinen weltanschaulichen und
organisatorischen Aufstieg vor dem Hintergrund antisemitischer
Bewegungen in Europa.