Robert Lebegern
Mauer, Zaun und Stacheldraht
Sperranlagen an der innerdeutschen Grenze 1945-1990
Die innerdeutsche Grenze zog sich auf einer Länge von 1.393 km mitten durch Deutschland. Sie bildete sowohl die Nahtstelle als auch die Trennlinie nicht nur zwischen den beiden deutschen Staaten, sondern auch zwischen zwei unterschiedlichen politischen, militärischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systemen in Europa. Sie teilte 45 Jahre lang Landschaften, Städte und Dörfer, zerschnitt Verkehrswege, trennte Familien, Verwandte und Bekannte voneinander und prägte das Leben von Millionen Menschen.
Nach Rechtsauffassung der Bundesrepublik besaß die innerdeutsche Grenze den Charakter einer Landesgrenze, einer "grünen Grenze" ohne Mauer, Stacheldraht und Zäune. Auf westdeutscher Seite konnte man sich ungehindert bis an den Grenzverlauf begeben, man benötigte dafür weder Sondergenehmigungen noch Passierscheine. Die DDR-Führung hingegen ließ ihre "Staatsgrenze West" mit großem personellen und materiellen Aufwand zu einem fast unüberwindbaren Hindernis für die eigene Bevölkerung ausbauen. Militärisch gesehen waren die Sperranlagen völlig wertlos, politisch gesehen war die Grenze ein entscheidendes und letztlich überlebenswichtiges Instrument der SED-Diktatur und moralisch gesegen "eine Art Kapitulation der DDR".