Arik K. Komets-Chimirri
Götz Schlicht - Im Dienste dreier Diktaturen
Im Dezember 1992 wurde bekannt, dass der 1908 geborene langjährige Leiter der Beratungsstelle des Untersuchungsausschusses freiheitlicher Juristen (UfJ) im Notaufnahmelager Marienfelde für Flüchtlinge aus der DDR und mit dem Bundesverdienstkreuz geehrte Dr. Götz Schlicht von 1957 bis 1989 als IM »Dr. Lutter« für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR tätig war. Daraufhin wurde der Autor – selbst über viele Jahre als Nachrichtenoffizier der Amerikanischen Luftwaffe sowie als Führungsoffizier tätig und von 1980 bis 1990 in der Amerikanischen und Britischen Sichtungsstelle im Notaufnahmelager beschäftigt, zuletzt als deren Leiter – mit der Untersuchung zur Person und »Marienfelde im Visier der Stasi« beauftragt. Die umfangreichen und komplizierten Recherchen förderten Unglaubliches zu Tage und geben Aufschluss über die geheimdienstliche Tätigkeit in jüngster Vergangenheit und einen ihrer Protagonisten, der für verschiedene Diktaturen spionierte. Anhand der akribisch recherchierten Biographie von Götz Schlicht entsteht ein sehr genaues Bild von den Auseinandersetzungen zwischen Ost und West, die sich aus der Teilung Deutschlands in der unmittelbaren Nachkriegszeit für die betroffenen Menschen ergeben haben. Anschaulich wird dabei das Verhältnis der Aktivitäten einerseits des sowjetischen Geheimdienstes KGB und andererseits des MfS der DDR und seiner Helfer herausgearbeitet, wobei sie sowohl gleiche, aber durchaus auch verschiedene Ziele verfolgten, wie Komets-Chimirris Arbeit zeigt.
Arik K. Komets-Chimirri, geboren 1937 in Estland, studierte Internationale Beziehungen am San Francisco State College und deutsche Linguistik an der Georgetown University, Washington DC. Von 1972 bis 1976 war er Lektor und Assistant Professor of German an der “United States Air Force Academy”, Colorado Springs. Seit 1976 in verschiedenen Funktionen als Offizier in Berlin, zuletzt als Leiter der Amerikanischen und Britischen Sichtungsstelle im Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde. 1993 war er Gründungsmitglied des Vereins Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde. 2001 Koautor der Broschüre „Escape to Freedom – The History of the Marienfelde Refugee Center Berlin”.