Ein junger Mann hält um die Hand einer Frau an, die vom Alter her
seine Oma sein könnte, und wird durch seine vermeintlich
heroische Tat weltberühmt. Ling Xis Roman "Die dritte Hälfte" ist eine
furios erzählte, bitterböse Komödie über das neue China - in dem
eigentlich alles beim Alten geblieben ist.
Am 11. November 2001 tritt
China der Welthandelsorganisation bei.
Am selben Tag berichtet der
Radiosender "Voice of America" über die Öffnung des chinesischen Marktes
für westliche Produkte, den Selbstmord von zwei Kühen auf einer
texanischen Farm und die Hochzeit von Guo Leda, einem Fabrikarbeiter in
W., der einwohnerreichsten Stadt des Planeten. Die Neuigkeit verbreitet
sich wie ein Lauffeuer, scharenweise reisen Journalisten nach W., um Guo
Leda zu interviewen. Nicht nur, dass dieser erstaunliche junge Mann
nach Abschluss des Studiums seinen Kaderstatus gegen eine Stelle als
Schweißer eingetauscht hat. Er hat sogar um die Hand von Han Saite
angehalten, die weder lesen noch schreiben kann und schon 69 Jahre auf
dem Buckel hat. Guo Leda wird zu einem Star, denn er symbolisiert den
Triumph der wahren Liebe über die Konventionen. Sein Aufstieg ist
kometenhaft, sein Fall jedoch tief