50 Jahre Vatikanisches Konzil,
Securitate - Spitzel entarnt
Vor fünfzig Jahren eröffnete Papst
Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil, das Konzil der Erneuerung.
Auch aus Rumänien reiste eine Delegation an. Doch zwei der elf Vertreter
standen als „Inoffizielle Mitarbeiter“ auf den Gehaltslisten der berüchtigten
Geheimpolizei Securitate, darunter ein hochrangiger Bischof. Von der
Kommunistischen Partei ins Amt befördert, desinformierte er auftragsgemäß und
erfolgreich den Papst über die Lage der katholischen Kirche in Rumänien.
William Totok, rumäniendeutscher Schriftsteller und Publizist, veröffentlicht
die neuesten Erkenntnisse dazu in
„HORCH UND GUCK – Zeitschrift zur
kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur“
(Heft 76 – 2/2012 S.52-56)
http://www.horch-und-guck.info/hug/archiv/2012-2013/heft-76/totok-vatikan
Mittwoch, 11. Juli 2012 um 19.00 Uhr
Siegfried Heinrichs - DDR-Häftling,
Dichter und Verleger
Es lesen und erinnern:
Utz Rachowski (Schriftsteller,
Reichenbach)
Axel Reitel (Journalist, Berlin)
Moderation: Gerold Hildebrand (Redakteur der
Aufarbeitungszeitschrift "Horch und
Guck")
Im April starb im Alter von 70 Jahren der
Verleger Siegfried Heinrichs. 27 Jahre lang hatte er den
Oberbaumverlag in Berlin-Neukölln geführt. Im kommunistischen
Machtbereich sowie in anderen Diktaturen unterdrückte Autoren
konnten hier in kleiner Auflage publizieren. Heinrichs Empathie
für verfemte Literaten rührte aus seinem eigenen Erleben: 1964
war er wegen eines Romanmanuskripts verhaftet worden - in der
DDR, die er 1974 verließ. Seine Erfahrungen goss er in Gedichte
und Prosa.
Die Weggefährten Utz Rachowski und Axel Reitel werden mit
Lesungen seiner sowie eigener Texte an den Verleger und Dichter
erinnern. Beide sind Schriftsteller, veröffentlichten im
Oberbaumverlag, stammen aus dem Vogtland und waren wie Heinrichs
im SED-Staat politisch verfolgt und nach längerer Haft
ausgebürgert worden.
Zudem wird die Geschichte des Verlages umrissen, der ein
Zuschussunternehmen blieb und den Heinrichs mit einer
Erwerbstätigkeit als Materiallagerleiter finanzierte.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem
Bürgerkomitee "15. Januar" e.V.
Einritt frei.
„Think Big“ – die kommunistische Diktatur mochte es gern groß. Das ist auch
nicht weiter verwunderlich. Weil das System alle Macht in der Parteiführung
konzentrierte und auf ein weitgehendes Durchregieren von oben nach unten
angelegt war, mussten keine „demokratischen Rücksichten“ auf Menschen und
Umwelt genommen werden. Der Weg war frei für die kommunistischen Großprojekte,
von der Schaffung des „sozialistischen Menschen“ in der „Volksbildung“
über die sozialistische Planwirtschaft bis hin zur Kollektivierung in der
Landwirtschaft.
Während man die Menschen durch schlichte Unterdrückung noch eine Zeitlang
in die Anpassung an die Verhältnisse zwingen konnte, reagierte die Natur
da unnachgiebiger. Weil die industrielle Produktion im Mittelpunkt stand und
man die Folgeschäden für die Umwelt, so lange es irgend ging, ignorierte, kam
es zu einer rekordverdächtigen Umweltverschmutzung in der DDR. Man sah
den Dreck und roch den Gestank. Anfang der achtziger Jahre hatte die DDR
europaweit die höchsten Pro-Kopf-Emissionen an Schwefeldioxid.
Die
Wasserverschmutzung in den industriellen Ballungsgebieten nahm
verheerende Ausmaße an. Standorte wie Bitterfeld und Espenhain hätten
nach den von der UNO
empfohlenen Grenzwerten als nicht bewohnbar eingestuft werden müssen.
Nicht nur in der Industrie, auch in der Landwirtschaft führte das kommunistische
„Think
Big“ zu einschneidenden Schäden an der Natur. Weil man in großem Stil
die Felder durch Entfernen natürlicher Entwässerungskanäle und das
Abholzen von Hecken an den Feldrainen vergrößerte, stieg die
Bodenerosion und die Äcker vernässten. Die Natur verweigerte der SED den
Gehorsam.
Bei so vielen hausgemachten Problemen trat alsbald auch die Stasi auf den
Plan. Die Umweltprobleme sollten, so gut es ging, vertuscht, Messergebnisse
über Schadstoffbelastungen vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden.
Und nicht zuletzt galt es, die in den achtziger Jahren entstandenen unabhängigen
Umweltgruppen zu bekämpfen.