Tal der Ahnungslosen? Die Medienlandschaft der DDR und ihre Folgen.

Artikel-Nr.: Horch & Guck 69
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Dienstag, 28. September 2010, 19:00 Uhr

H E F T P R E M I E R E

Horch & Guck - Heft 69

"Tal der Ahnungslosen - Die Medienlandschaft der DDR und ihre Folgen“

 

 

 

In der SED-Klassenkampfrhetorik hieß es, die Medien seien die "schärfste Waffe der Partei". Unabhängigkeit war unerwünscht, Parteilichkeit und Staatstreue wurden zur Pflicht eines jeden Journalisten erklärt. In unserem Schwerpunktthema zeigen wir detailreich, wie Massenmedien und Zensur im SED-Staat funktioniert haben. Und es wird deutlich, dass das untergegangene totalitäre System über seine nur äußerlich gewendeten Protagonisten weit in unsere demokratische Gegenwart hineinwirkt. Nach der deutschen Vereinigung glaubte man in den bundesdeutschen Medien, nicht auf die Dienste der gewendeten SED-Genossen verzichten zu können - sie galten als Experten für das Publikum-Ost. Trotz Stasi-Skandalen und Entlassungen haben sich etliche ehemalige Kaderjournalisten hochgearbeitet und üben heute einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die öffentliche Meinung aus - eine gefährliche Entwicklung, denn mit solchem Personal wird die Aufarbeitung der jüngsten deutschen Vergangenheit nicht gelingen. Medienlenkung im SED-Staat "Nicht das Wort 'Staatszirkus' verwenden ..." lautete eines der Verbote der SED-Medienkontrolleure. Sie fürchteten, dass sich das Volk mit diesem Begriff über ihren Staat lustig machen könnte.

Der Historiker Gunter Holzweißig zeigt, wie das kommunistische Verständnis der Medien als Propagandamaschine in der DDR umgesetzt und immer weiter perfektioniert wurde. Das SED-System der Medienlenkung zeigte dabei deutliche Ähnlichkeiten zu dem des Dritten Reiches. Die Zensur der Kirchenzeitungen und die Behinderungen kirchlicher Publikationen Alle evangelischen Kirchenzeitungen in der DDR kamen zusammengenommen auf eine Auflage von 150.000 Exemplaren - viel zu wenig bei rund 8 Millionen evangelischen Christen. Die Kirchen hatten es schwer im atheistischen Sozialismus.

Der Theologe und Publizist Ehrhart Neubert fasst zusammen, mit welchen Mitteln die SED die kirchliche Publizistik bekämpfte - von direkter Zensur der Zeitungen über Limitierungen bei den Papierzuteilungen bis hin zum Einsatz von Stasi-IM in Redaktionen und Verlagen. Der schwierige Umgang mit dem DDR-Sportjournalismus DDR-Sportjournalisten waren eine besondere Gruppe: Anlässlich internationaler Sportveranstaltungen durften sie öfter als andere ins westliche Ausland reisen. Ein Privileg, das mit besonderer Linientreue erarbeitet werden musste. Nicht wenige Sportreporter spitzelten für die Stasi. Nach 1989 profitierten sie von ihren engen Kontakten zu den DDR-Sportgrößen und erhielten teils gutbezahlte Redakteursposten.

Der Publizist Thomas Purschke gibt einen Einblick in die Stasiverstrickungen der ehemaligen DDR-Sportjournalisten und den schwierigen Umgang mit dem SED-Erbe in diesem Bereich. Oppositionelles Radio in der DDR Freitag, 31. Oktober 1986, 22 Uhr. In den Ost-Berliner Innenstadtbezirken hatten viele Menschen ihr Radio auf die Frequenz 99,2 MHz eingestellt. Dort wo es sonst nur Rauschen gab, meldete sich plötzlich ein illegaler Radiosender mit einer halbstündigen Sendung, produziert in Ost-Berlin und ausgestrahlt von einem West-Berliner Dachboden in Grenznähe. Unser Redakteur Peter Grimm erzählt die spannende Geschichte der ostdeutschen Radiomacher. Behindert und gefördert - Die Zensur sowjetischer Belletristik in der DDR Die Sowjetliteratur galt – wie viele ideologische und politische Vorgaben aus dem sozialistischen Machtzentrum – als richtungweisend für die kleineren Bruderländer. Da verwundert es um so mehr, wenn selbst Bücher, die durch die sowjetische Zensur bereits genehmigt waren, in der DDR nicht erscheinen durften.

Die Kulturgeschichtlerin Ann-Kathrin Reichardt beleuchtet kenntnisreich dieses noch weitgehend unbeachtet gebliebene Thema und rekonstruiert die DDR-Zensur anhand von Beispielen. THEMA: Niemals IM und doch Zuträger der Stasi Sie waren keine inoffiziellen Mitarbeiter des MfS und doch haben sie gespitzelt: Die so genannten Auskunftspersonen waren "ganz normale" DDR-Bürger, die offenbar bereitwillig und ohne Skrupel ausplauderten, was die Stasi über Nachbarn, Kollegen und Freunde wissen wollte. Erschreckend ist die große Zahl der Amateurspitzel: In der MfS-Auskunftspersonendatei (AKP) der Stadt Rostock sind ca. 46.000 Personen verzeichnet - Rostock hatte 1988 254.000 Einwohner. Christian Booß geht der Frage nach, ob das ohnehin schon groteske Bild vom "Spitzelstaat DDR" als immer noch zu harmlos gelten muss.

RUSSLAND: Rückschlag für die Freiheit In Russland tut man sich schwer mit der Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit. In jüngster Zeit wird die Arbeit der Aufarbeitungsinitiative MEMORIAL wieder massiv behindert. Alexander Graf Lambsdorff erinnert an die positiven Signale aus der russischen Regierung anlässlich des Flugzeugabsturzes von Smolensk und mahnt nun einen offeneren Kurs an, in dem Aufarbeitungsinitiativen wie MEMORIAL endlich frei arbeiten können.

POLEN: Behinderung der Aufarbeitung Die Machtverschiebungen in Polen führen gegenwärtig dazu, dass sich die Perspektiven für die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit verschlechtern. Der Warschauer Philosoph und Germanistikprofessor Karol Sauerland berichtet über die aktuellen Entwicklungen.

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