Roman eines Romans: Moskauer Tagebuch 1935-1937

Artikel-Nr.: 978-3-92181-088-0
24,00

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In diesem Tagebuch wird nicht nur der romanhafte Weg eines Romanmanuskripts mitgeteilt. In ihm sind vor allem die Begegnungen und Gespräche mit Persönlichkeiten aus Politik und Literatur, wie Romain Rolland, Graf Michael Károlyi, Béla Kun, André Malraux, Isaak Babel, Maxim Gorki, Johannes R. Becher und vielen anderen, aufgezeichnet.".

Ervin Sinko - Augenzeuge stalinistischer Herrschaft

Mit dem Buch "Roman eines Romans - Moskauer Tagebuch" von Ervin Sinko liegt ein interessanter Augenzeugenbericht der kulturellen und politischen Degeneration der Sowjetunion zu der Zeit der Moskauer Prozesse vor. Das Buch umfaßt die Jahre 1934-39. Es beginnt mit der Vollendung von Sinkos Roman "Die Optimisten" in Paris, der die nächsten Jahre seines Lebens bestimmen sollte, und endet mit dem Kriegsausbruch und der Rückkehr Sinkos aus Moskau. Eine Zeitspanne, von der Sinko rückblickend schreibt: "In der Sowjetunion folgte in den Jahren von 1935 bis 1937 eine Überraschung‘ der anderen.

Wer diese Jahre in Moskau verbrachte, mußte sehen, konnte mit eigenen Augen verfolgen, wie von dem, was man ihm bei seiner Ankunft 1935 noch als organischen Bestandteil des Sowjetlebens präsentiert hatte, fast täglich etwas abbröckelte und wie sich etwas gänzlich anderes herausbildete und Gestalt annahm als das, was gestern noch von Amts wegen als Ideal angepriesen wurde.

Aus der heutigen Perspektive ist es zweifellos klar, daß gerade in diesen Jahren, in den Jahren 1935, 1936 und 1937, der Geist des Leninschen Oktober mit der konsequenten Liquidierung seiner lebenden Träger völlig entstellt und verfälscht wurde." Der Autor wird 1898 in einer Kleinstadt in Ungarn geboren. Schon als Gymnasiast schreibt er Gedichte und schließt sich der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung an. Als der erste Weltkrieg ausbricht, geht er noch zur Schule. 1916 wird er zur Armee eingezogen und an die Ostfront geschickt, wo er von der russischen Revolution angezogen wird. Nach Kriegsende lebt er in Budapest und nimmt an der ungarischen Räterevolution 1919 teil. Nach ihrer Niederschlagung flieht er und lebt im Exil. Zu dieser Zeit verfaßt er den Roman "Die Optimisten", in dem er die Ereignisse der ungarischen Revolution 1918/19 beschreibt. Mit dem Ziel, das Manuskript zu veröffentlichen, zieht es den Autor nach Paris. Hier macht er nach mehreren gescheiterten Versuchen, einen Verleger für sein Werk zu finden, die Bekanntschaft mit Graf Mihaly Karolyi, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Ungarns, der als Liberaler ebenfalls von der faschistoiden Regierung ins Exil getrieben worden ist.

Dieser empfiehlt das Manuskript Romain Rolland, der sich in Moskau für eine Einladung Sinkos in die Sowjetunion einsetzt, wo, davon gehen beide aus, einer Veröffentlichung des Romans nichts im Wege stehen dürfte. In Moskau angekommen werden Sinko und seine Frau als Gäste der "Gesellschaft für kulturelle Verbindungen mit dem Ausland" zunächst sehr zuvorkommend aufgenommen. Doch schon bald fällt es beiden schwer, in Moskau den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Seine Frau findet zwar eine Anstellung als Röntgenologin, aber ihr Einkommen reicht für beide kaum aus. So beginnt für Sinko eine lange Auseinandersetzung mit dem bürokratischen Apparat, um "Die Optimisten" oder überhaupt irgendeinen Artikel, Kurzgeschichten oder ein Drehbuch zur Veröffentlichung zu bringen. In dieser Zeit trifft Sinko mit einigen sehr bekannten Zeitgenossen wie Bela Kun, Maxim Gorki, Michail Kolzow und Isaac Babel zusammen. Er muß sehen, daß die angeblich sozialistische Sowjetunion von Spießigkeit, politischer Zensur, Selbstbeweihräucherung (die am schärfsten in dem Personenkult Stalins zum Ausdruck kommt) und Konformismus geprägt ist. Die erdrückende Atmosphäre erreicht zu der Zeit der Moskauer Prozesse ihren Höhepunkt. 1937 wird schließlich die Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigung verweigert und Sinko und seine Frau müssen die Sowjetunion verlassen, woraufhin sie, ohne daß "Die Optimisten" oder sonst etwas von Sinko veröffentlicht worden wäre, nach Paris zurückkehren.

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