Der Einzelne und das Ganze: Zur Kritik der Marxschen Ökonomie

Artikel-Nr.: 978-3-943881-04-2
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Endlich erscheint jene Schrift im Druck, mit der Adolf Dresen, der eminente Regisseur, 1976 nach langem Anlauf Karl Marx’ Kapitalismus-Theorie einer grundlegenden Analyse unterzog; mit Anklang an einen Marx-Titel nannte er sie „Zur Kritik der Marxschen Ökonomie“. Das letzte Kapitel des theoretisch hochstehenden Exkurses setzte sich mit der gesellschaftlichen Realität der Länder auseinander, deren Wirtschaft sich auf die Marxsche Ökonomie-Theorie berief; vor allem dieses Schlusskapitel alarmierte das Ministerium für Staatssicherheit, dessen verdeckte Ermittler auch in die Berliner Theater eingeschleust worden waren. Dresens Text war vor der Biermann-Ausbürgerung fertig geworden, die den Hoffnungen auf eine Reform des sowjetisch geprägten Monopolsozialismus für Jahre ein Ende setzte; 1977 erst nach Wien, später nach Westdeutschland übersiedelnd, hat der Autor das brisante Skript nicht weiter bearbeitet. Herausgegeben und kommentiert von Friedrich Dieckmann, einem seiner damaligen Gesprächspartner, erscheint der Text zusammen mit weiteren Materialien, darunter einer Kritik Dresens an der fast gleichzeitigen Systemanalyse Rudolf Bahros. In einer Zeit, da die Verwüstungen des global entgrenzten Finanzimperialismus Marx’ Theorien eine neue Aufmerksamkeit zuführen, gewinnt Dresens Untersuchung besondere Bedeutung.

Adolf Dresen, geboren 1935, Studium der Germanistik bei Hans Mayer in Leipzig. Seit 1959 Regisseur am Theater in Magdeburg und Greifswald, von 1965 bis 1977 am Deutschen Theater Berlin. 1977 Übersiedelung in den Westen; bis 1981 Engagement am Burgtheater Wien, bis 1985 Schauspieldirektor in Frankfurt am Main, danach freier Opernregisseur, Inszenierungen in Brüssel, London, Paris und Wien. Am 11. Juni 2001 verstarb Adolf Dresen in Leipzig. Friedrich Dieckmann, geboren 1937, freier Schriftsteller, Essayist und Kritiker, lebt in Berlin.

Der große Regisseur Adolf Dresen verschrieb sich noch am deutschen Theater in Ostberlin einem intensiven Studium des Marxschen Hauptwerks, um seinem Unbehagen an den Verhältnissen in der DDR auf den Grund zu gehen. Schließlich fasste er seinen Gedankengang in einem Manuskript zusammen, das hier erstmals veröffentlicht wird.


„Freiheit usw.

Drüben läutet die Freiheitsglocke. Uns macht das Wort Freiheit eher verlegen. Wir lernen am Ende einer noblen Tradition europäischer Geistesgeschichte, Freiheit heiße Einsicht. Die Gedanken sind nicht frei, sie machen frei, und zwar, wenn sie bezwungen sind. Die Mauer im Kopf und die Mauer in Berlin sind unnötig. Zensur – welch ein uneffektives System. Man kann sie umgehen, beschimpfen, bekämpfen. Wir haben den inneren Zensor. Nicht wer nicht darf, wer nicht will, ist frei.“

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