mOAning star: Eine Ostberliner Untergrundpublikation 1985-1989 von Dirk Moldt

Artikel-Nr.: 9783980492096
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Eher blau auf allen möglichen Unfarben hektographiert, war er auch ein unbeabsichtigter Kommentar zu einem DDR-Kolorit, das in keiner Farbenlehre auftauchte. Doch der Gewinn liegt weniger im Studium des Originals als in der Lektüre des Begleittextes und seiner ihn präzisierenden Fußnoten. Das Original ist vielmehr Anlaß, noch einmal die Umstände aufleben zu lassen, unter denen die Ausgaben entstanden und kursierten. Dabei entsteht nicht nur das Panorama einer subkulturellen Szene, sondern einer gegenkulturellen Szenerie, wie sie in den späten 80ern der DDR längst nicht mehr nur typisch für Ostberlin und Leipzig war. Teil dieser Szenerie waren Punks wie auch ehemalige Punks der ersten Stunde, die sich von der Bewegung bereits zu emanzipieren begannen. Der Herausgeber des Reprints, der auch Initiator und Mitherausgeber aller Ausgaben war, weiß die oppositionshistorische Bedeutung seiner Aktivitäten und ihrer Ergebnisse sehr wohl einzuordnen, was seine Erinnerungen, Erläuterungen und Ergänzungen nicht nur sympathisch macht, sondern überhaupt erst lesbar. Das hat mit bloßer „Aufarbeitung“ dankenswerterweise nicht mehr viel zu tun. Und selbst da, wo der Text etwas papieren wirkt, kann man sich darauf verlassen, daß ihn einen Absatz später nicht der Humor verläßt. Alles andere wäre auch bloße Ethnologie, denn gerade über den Humor, über einen gemeinsamen Sinn fürs Abwegige und für eine gesunde political incorrectness verständigte sich die Szene und setzte sich vom Betroffenheitsgestus vieler Bürgerrechtler ab. Anders waren SED und DDR- Opposition auch nicht zu ertragen.

Daß dabei mitunter jeder Anspruch auf politische oder subkulturelle Einflußnahme den Bach runterging, war Teil der konzeptionellen Konzeptionslosigkeit des mOAning star. Aus dem Vorwort: „Der mOAning star ist das Zeugnis dieser Generation, das vergangene gesellschaftliche Freuden ahnen läßt, angesiedelt zwischen Dilettantismus und Literatur, ersten Schreibversuchen und Dada, Ernsthaftigkeit und Groteske, Peinlichkeit und interessantem Ansatz, Belanglosigkeit und brennender Aktualität. Er ist, im Unterschied zu anderen Oppositionszeitschriften, das, was man heute ein Fanzine nennen würde.“ Aus dem Editorial des Herausgebers: Mitunter treibt es den Verlauf der Geschichte selbst ins Absurde. ...unser Lieblings- und Blödelblättchen ist vor kurzem zu einem Veteran der politischen Widerstandsgeschichte erklärt worden. Jetzt erhebt er sich noch einmal, um sich nach allen Seiten zu verneigen, klopft den Staub ab und präsentiert seine Situationskomik, die nicht gelingen will, weil die Situationen selbst längst schon gestorben sind.“

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