Robert Havemann: Eine persönlich-politische Biographie -Teil 1: Die Anfänge

Artikel-Nr.: 9783981270563
16,90

Preis inkl. MwSt.



Robert Havemann zu verstehen braucht mehr als die Vereinfachung des zum ersten Dissidenten der DDR geläuterten Stalinisten. Allein Kindheit und Jugend, die Geschichte der Mutter und auch und gerade des Vaters sind so facetten- und aufschlussreich, dass sie es verdienen, hier erstmals in einem ausführlichen Kontext bis zu Roberts Anfängen als Kommunist dargestellt zu werden.

Die aus verarmtem Adel stammende, künstlerisch hochbegabte Mutter heiratete nach dem Selbstmord ihrer ersten großen Liebe den 13 Jahre jüngeren, erst 20-jährigen Hans Havemann. Der psychisch labile Sohn eines Saatguthändlers aus dem südlichen Mecklenburg fühlte sich zu Höherem berufen und kämpfte lange - u. a. mit expressionistischen Theaterstücken - um Anerkennung, bis er Mitte der 20er Jahre Feuilletonchef der Westfälischen Neuesten Nachrichten in Bielefeld wurde. Hier empfingen die Havemanns Künstler und Intellektuelle, die für die Blütezeit der Weimarer Republik synonym sind, darunter viele Juden.

„In meinem Elternhaus war Antisemitismus als dumm und barbarisch verachtet", schreibt Robert Havemann später. Dennoch traten Vater und Bruder Hans-Erwin kurz nach der Machtergreifung Hitlers der NSDAP bei. Hans-Erwin machte bei den Nazis als Grafiker Karriere, er fiel in Russland; der Vater trat nach 1945 genauso schnell der SED bei. Robert blieb, als harmloser „Edelkommunist" belächelt, in der weitverzweigten Verwandtschaft allein unter Nationalen und Nationalsozialisten, was er für seine Widerstandstätigkeit durchaus zu nutzen wusste. Die Liebe zu Elisabeth Schmidt, einer kommunistischen Berliner Taxifahrerin, führte das naturwissenschaftlich begabte „Bürgersöhnchen" schließlich zu Marx und zum Widerstand. Die Affäre war kurz, die Freundschaft währte ein Leben lang.

Diese Kategorie durchsuchen: Aufarbeitung