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Hannah Ahlheim
»Deutsche, kauft nicht bei Juden!«
Antisemitismus und politischer Boykott in Deutschland 1924 bis 1935
452 Seiten
Über das Zusammenspiel von ökonomischem Handeln und Denken mit antisemitischen Stereotypen.
Im Gegensatz zu der noch immer vertretenen Auffassung, Antisemitismus
habe in der Selbstdarstellung und Wahrnehmung der NSDAP vor 1933 nur am
Rande eine Rolle gespielt, zeigt Hannah Ahlheims Studie, wie die
Nationalsozialisten auf regionaler Ebene bereits während der Weimarer
Republik antisemitische Boykotte offen und selbstbewusst als
»Werbemaßnahme« betrieben haben. Der staatlich verordnete Boykott vom 1.
April 1933 nahm diese Bewegung »von unten« auf und intensivierte sie.
Auch wenn die Maßnahmen nicht immer den von den
Nationalsozialisten erwünschten unmittelbaren wirtschaftlichen Schaden
verursachten, waren sie aus der Sicht der betroffenen Juden nur allzu
»erfolgreich«: Sie führten zu kleinen, aber folgenreichen Verschiebungen
in der Behandlung jüdischer Geschäftspartner und halfen, radikal
antisemitische Propaganda mit verbreiteten Ressentiments zu verbinden,
trieben die Ausgrenzung der Juden vor Ort entscheidend voran und waren
so Teil eines Prozesses, der im »sozialen Tod« und schließlich in der
physischen Vernichtung der Juden gipfelte.
Die Arbeit wurde mit dem Ernst Fraenkel Prize in Contemporary History der Wiener Library 2009 ausgezeichnet.