Von wegen Liebe? - Es geht um Abhängigkeiten, Macht und
Liebesohnmacht, wobei die Frauen jeweils die aktivere Rolle spielen. Ein
bekannter Schriftsteller und ein profilierter Künstler präsentieren
zwei Vereinigungsgeschichten über die Liebe, die erste älter, fast
traditionell märchenhaft, die zweite ganz aktuell, berlinesk verrückt
und so unwirklich wie die Realität unserer Gegenwart.
Lutz Rathenow versteht es, gleichermaßen kühl distanziert und
empathisch anteilnehmend zu erzählen, was der in zahlreichen
Kinderbüchern und Karikaturen brillierende Frank Ruprecht angemessen
schräg und doch supergerade komisch bebildert.
Er unterstreicht diese Komik, indem er raffiniert Elemente des Comics
verwendet, ohne in dessen gelegentlich vorhandene Stupidität zu
verfallen. Dieses Werk erscheint kurz vor dem Jahr zwanzig der deutschen
Neuvereinigung, und hat sehr viel sowie auch rein gar nichts mit ihr zu
tun. Die eine Geschichte entstand bereits vor der historischen Zäsur,
die andere jetzt. So werden auch Vergangenheit und Gegenwart
zusammengeführt.
Die zwei Geschichten begegnen sich auf verrückte Weise und fließen
mitten im Buch ineinander. Die Texte verschmelzen mit den Illustrationen
zu einem Film, dessen Ablaufgeschwindigkeit die Leser beim Blättern
selbst bestimmen.
Die Urheber vereinigen ihre Weltsichten in Wort und Bild zu einem
schillernden Gesamtkunstwerk. Ein freches und doch fast frommes Buch
jedenfalls eines für aufgeweckte