Zeitgeschichtliche Forschungen, Alliierte Militärmissionen in Deutschland 1946-1990

Artikel-Nr.: 9783428104031
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"Dorothee Mußgnug legt hiermit die erste kohärente wissenschaftliche Studie über die Geschichte der alliierten Militärkommissionen in Deutschland von 1946-1990 vor. Am Beispiel der insgesamt sechs Militärmissionen (drei westliche in der DDR, drei sowjetische in der Bundesrepublik) zeichnet sie die Entwicklung des Kalten Krieges in Deutschland nach. Dabei sind die von ihr ausgewählten Details im Missionsalltag Nachkriegsdeutschlands mindestens ebenso interessant wie die damit verbundenen Erörterungen der verfassungsrechtlichen Fragen oder der internationalen Konstellationen im Ost-West-Konflikt. […] Die vorliegende Publikation dürfte bis zu einer wesentlichen Verbesserung der Quellensituation den Stellenwert eines Referenzwerkes einnehmen. Dies resultiert einerseits aus der Breite und Tiefe des ausgewerteten Materials und andererseits aus den Fragestellungen, die bei aller Komplexität des Themas den Überblick bewahren." Lutz Neumann, in: H-Net Reviews in the Humanities & Social Sciences, June 2002 "Die Rechtshistorikerin Dorothee Mußgnug betont in der Einleitung ihrer Geschichte 'Militärmissionen', ihre Darstellung könne auf Grund der noch zu schmalen Quellenbasis keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Dies liegt übrigens nicht nur an der Unzugänglichkeit diesbezüglicher sowjetischer Akten, sondern auch an der nach wie vor restriktiven Praxis westlicher Regierungen. Dennoch gelang der Verfasserin ihr Vorhaben, einen "kleinen Teil deutscher Verfassungswirklichkeit" am Beispiel der Tätigkeit der Militärmissionen aufzuzeigen. Belege für die durch ihre jeweiligen Bündnispartner eingeschränkte Souveränität der Bundesrepublik und DDR bietet sie in Hülle und Fülle - und dies nicht nur für die Zeit vor 1955, dem Jahr des Inkrafttretens des Deutschlandvertrages und Vertrages über die Beziehungen zwischen der DDR und der UdSSR. ... Dorothee Mußgnug belässt es nicht bei der Darstellung solcher und anderer, meistens glimpflich ausgegangener Zwischenfälle. Ihr gelingt es vielmehr in anschaulicher Weise, bisher wenig bekannte verfassungsrechtliche sowie innen- und außenpolitisch relevante gesamtdeutsche Aspekte am Beispiel der Tätigkeit der allierten Militärmissionen in Deutschland transparent zu machen." Gunter Holzweißig, in: Das Parlament, Nr. 41-42 (12.10.01)

Kurzbeschreibung

Militärmissionen bewältigen ihre Aufgaben naturgemäß unter weitgehendem Ausschluß der Öffentlichkeit. So haftet ihnen immer eine etwas geheimnisvolle Atmosphäre an. Dies trifft auch für die Militärmissionen zu, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den Westmächten und der Sowjetunion durch zweiseitige Abkommen in Deutschland eingerichtet wurden: drei westliche in Potsdam, drei sowjetische in den westlichen Besatzungszonen. Ihr quasi diplomatischer Status erlaubte ihnen, sich mehr oder minder unbehelligt in den Besatzungsgebieten zu bewegen, zu beobachten und das Beobachtete zu dokumentieren.

Diese geographische Lage brachte es mit sich, daß die Militärmissionen in nahezu alle Ost/West-Konflikte mehr oder minder sichtbar eingebunden blieben. Sie wurden zu einem Gradmesser für den Stand der wechselseitigen Beziehungen sowohl der Beziehungen der Westmächte zur Sowjetunion als auch der Bundesrepublik, der DDR und der Westmächte untereinander. Wiederholt wurde aus den verschiedensten Gründen ihre Auflösung gefordert, doch noch nach dem Fall der Mauer in Berlin nahmen sie ihre Mittleraufgaben wahr.

Viele Ereignisse um diese Institutionen machen nicht nur ihre militärisch-strategische Bedeutung sichtbar. Ihre außergewöhnliche Stellung beleuchtet zugleich einen kleinen Teil deutscher Verfassungswirklichkeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Sowohl der Bundesrepublik als auch der DDR zeigten sie die Grenzen ihrer Souveränität.

Das Quellenmaterial zu dieser Darstellung kommt aus den verschiedensten Archiven. Akten des State Departments in Washington, englische und französische Bestände, auch aus dem Berliner Alliierten Museum, wurden mit herangezogen. Ebenso spiegeln die in Bonn entstandenen Akten die Diskussionen um die Militärmissionen wider. Vor allem aber ermöglichte der Zugang zum Parteiarchiv der SED und den Akten des Staatssicherheitsdienstes, die Sichtweise und Argumentationen der DDR darzustellen, nicht nur ihre Haltung gegenüber dem "westlichen Aggressor", sondern auch ihre Bemühungen um größeren politischen Spielraum gegenüber der Sowjetunion.

 

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