Prenzlauer Berg ist binnen zweier Jahrzehnte zu einer banalen Residenz
von Besserverdienenden geworden. Die längste Zeit aber war er ein
verrotteter, rauer, urbaner Arbeiterkiez. Von den 1960er bis zu den
1980er Jahren siedelten sich hier zudem viele Künstler, Studenten,
Intellektuelle, Punks und andere nicht eben stromlinienförmige
Existenzen an. Zwischen ihnen entstand eine intensive geistige
Infrastruktur mit großer Ausstrahlung in die gesamte DDR und über deren
Grenzen hinaus.
Barbara Felsmann und Annett Gröschner wollten schon
früh wissen, welche biographischen, sozia len und politischen Umstände
es waren, aus denen sich schließlich der Mythos vom "Künstlerviertel
Prenzlberg" speiste. Deshalb haben sie von 1997 bis 1999 zahlreiche
Gespräche mit Protagonisten oder auch kenntnisreichen Randfiguren
geführt. In den daraus kondensierten Texten geben die Gesprächspartner
die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit des Gewesenen ganz
unprätentiös wieder, wie sie es erlebt haben. So wurde dieses lange
vergriffene, nach dreizehn Jahren endlich neu aufgelegte und um zwei
Fotoessays von Barbara Metselaar Berthold und Robert Conrad ergänzte
Buch zu einem bedeutenden Oral-History-Dokument der ostdeutschen und
Berliner Geschichte.
Über Wohnungen, Kneipen, Arbeit, Träume,
Ausreise, Kunst und Politik berichten Mario Achsnick, Tina Bara, Peter
Brasch, Elke Erb, Lothar Feix, Jörg Foth, Klaus Gendreizig, Sergej
Gladkich, Gerhard Hillich, Bernd Holtfreter, Burkhard Kleinert, Ruth
Kothe, Wolfgang Krause, Günter Lindner, Wilfriede Maaß, Grischa Meyer,
Bert Papen fuß, Richard Pietraß, Ulrike Poppe, Petra Schramm, Franka
Silberstein, Brigitte Struzyk, Heiner Sylvester, Peter Wawerzinek,
Ulrich Wüst sowie die Herausgeberinnen selbst.
Barbara Felsmann, geb. 1956 in Berlin, ist freie Journalistin.Annett
Gröschner, geb. 1964 in Magdeburg, 1983-91 Studium der Germanistik in
Ost-Berlin und Paris, 1992-96 Historikerin im Prenzlauer Berg Museum,
seit 1994 Beteiligung an verschiedenen Ausstellungs- und Buchprojekten,
seit 1997 freie Autorin und Journalistin in Berlin. Auszeichnungen u.a.
mit dem Anna-Seghers-Stipendium der Akademie der Künste Berlin und dem
Erwin-Strittmatter-Preis des Landes Brandenburg.Robert Conrad, Jahrgang
1962, studierte Architektur an der TU Berlin. Veröffentlichungen zur
Architektur und Stadtgeschichte von Berlin und Greifswald.