Kolja - Erzählungen aus Israel von Chaim Noll

Artikel-Nr.: 978-3-943167-12-2
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Was bedeutet es für den aus Italien eingewanderten Alessandro, dass sich die jüdische Abstammung seiner Mutter nicht klären lässt? Warum ändert der Krieg Michaels Verhältnis zu Henry James grundlegend? Und warum ist in der Wüste mitten im Sommer Weihnachten? Und Kolja? Der stammt eigentlich aus Russland und fällt im Kampf für seine neue Heimat. Was passiert jetzt mit seinem Leichnam? Chaim Noll erzählt mitreißend und in schöner Sprache kleine Begebenheiten und große Lebensgeschichten. In seinen Erzählungen entwirft er ein Portrait der heutigen israelischen Gesellschaft.

Eines Morgens, als ich im Garten die weiße Katze fütterte, kam ein Mann auf mich zu, ein schlanker Mann mittleren Alters mit Stirnglatze und großen, leuchtenden Augen. „Ich habe Sie deutsch sprechen hören!“, rief er begeistert. In seinem Gesicht war ein Lächeln, als sei die Begegnung mit mir ein glückbringendes Ereignis. Mit wem hatte er mich sprechen hören? Mit der Katze? Sie war trächtig und hatte unter unserem Fenster miaut, seit drei oder vier Tagen ging ich im Morgengrauen hinunter und fütterte sie. Das Haus schlief noch, es mochte nicht später sein als sechs. Der Mann fragte, ob wir Deutsche wären. Er hätte uns in letzter Zeit öfter hier gesehen.
„Juden“, sagte ich.
„Aber aus Deutschland?“
„Ja.“
„Und da kommen Sie hierher?“
„Warum nicht? Es ist schön hier. Das Meer rauscht, die Sonne steigt auf hinter Palmen…“
„Aber Sie können doch dieses Land nicht mit Deutschland vergleichen!“
„Alles kann man vergleichen. Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis… Kennen Sie das? So sagt ein berühmter deutscher Dichter.“

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