Bekenntnisse eines Bürgers 2 von Sándor Márai

Artikel-Nr.: 9783933314246
7,99

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Oberbaum Verlag 2001

 

Sandor Marai, 1900 - 1989. In den dreißiger Jahren einer der gefeierten Autoren Ungarns, nach seiner Emigration in Vergessenheit geraten. Mit dem internationalen Erfolg seines Romans "Die Glut" wurde Marai als einer der großen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts erkannt.

 

Auf dem Cover werden die "Bekenntnisse eines Bürgers" als Roman vorgestellt. Für begeisterte "Glut"-Leser erstmal eine kleine Enttäuschung: kein Roman...es handelt sich hier um die Autobiographie des großen ungarischen Romanciers.

Wir werden in eine Welt eingeführt, die es nicht mehr gibt. Zentralheizungen röcheln und glucksen, elektrisches Licht flackert. Sándor wächst in einem Mietshaus auf, in dem galizische Juden noch einen Kaftan tragen. Die "neologischen" Juden im zweiten Stock haben aber mit ihren Traditionen gebrochen, sie sind reich, hochmütig und leben zurückgezogen, die Kinder dieser Familie spielen nicht mit anderen Kindern. Márai erträgt diese ungerechten Auswüchse verschiedener Gesellschaftsklassen schon damals nicht und sperrt den Gymnasiasten der weltmännischen Juden in einem Kesselraum ein.

Eine Passage über die niedrige Stellung der Dienstmädchen könnte als Einleitung zu Deszö Kosztolányis Roman "Édes Anna" dienen. Tatsächlich, auch im Hause Sándor Márais fuchtelte eine Magd mit dem Messer - Gott sei Dank, ohne ein Blutbad anzurichten.

Aus der Idylle seiner Kindheit wurde Sándor mit sechs Jahren herausgerissen, weil seine neugeborene Schwester im Mittelpunkt elterlicher Fürsorge rückte. Er löste sich zum erstenmal von seiner Familie und suchte neue Gemeinschaften. Der zweite Bruch kam mit vierzehn. Er riß aus. Er riß sich los von starren uneinsichtigen päödagogischen Prinzipien. Dieser Riß ließ sich nicht mehr flicken, er fühlte sich niemanden mehr zugehörig, er vereinsamte innerlich. Sein späteres umherirren im Exil ist in seiner Kindheit schon tragisch vorgezeichnet.

Alle Menschen, die ein Interesse an osteuropäischer Kultur haben, sollten an dieser Autobiographie nicht vorbeigehen

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