In diesem unterhaltsamen Essay spaziert Giwi Margwelaschwili durch
Berlin, und liest, was an die Wände geschrieben wurde: "Berlin muss
deutsch bleiben" oder "Soft resistance". Was, fragt sich der Autor,
wollen uns die Mauerbedichter damit genau sagen? Margwelaschwili geht
seiner Philosophie folgend dem ontotextologischen Gehalt der
Mauerinschriften auf den Grund und kategorisiert sie. Das Ergebnis ist
eine Welttextspielerei auf hohem Niveau.
Giwi Margwelaschwili wurde 1927 als Sohn georgischer Emigranten in
Berlin geboren. Seine Mutter starb, als er vier Jahre alt war. Sein
Vater lehrte Philosophie und Orientalistik. 1946 wurde er zusammen mit
seinem Sohn vom sowjetischenGeheimdienst NKWD entführt. Der Vater wurde
ermordet, Giwi Margwelaschwili in Sachsenhausen interniert, anschließend
nach Georgien verschleppt. Dort lehrte er Deutsch. Erst 1987 konnte er
nach Deutschland ausreisen. Ihn begleitete eineUnzahl von in der
Emigration auf Deutsch geschriebenen Romanen und Erzählungen.1994
erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft und ein Ehrenstipendium des
Bundespräsidenten.
1995 erhielt er den "Brandenburgischen Literatur-Ehrenpreis" für sein
Gesamtwerk, 2006 die Goethe-Medaille und 2008 wurde ihm das
Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland verliehen. Giwi Margwelaschwili ist Mitglied des P.E.N und
lebt in Berlin.
In diesem unterhaltsamen Essay spaziert Giwi Margwelaschwili durch
Berlin, und liest, was an die Wände geschrieben wurde: "Berlin muss
deutsch bleiben" oder "Soft resistance". Was, fragt sich der Autor,
wollen uns die Mauerbedichter damit genau sagen? Margwelaschwili geht –
seiner Philosophie folgend – dem ontotextologischen Gehalt der
Mauerinschriften auf den Grund und kategorisiert sie. Das Ergebnis ist
eine Welttextspielerei auf hohem Niveau.
Pressestimmen :
Verwundert-heitere Überlegungen zur Alltagskunst der Graffiti.
Arno Widmann / Frankfurter Rundschau
Für alle, denen Giwi Margwelaschwilis 2009 erschienener,
800-Seiten-Weltroman "Der Kantakt" zu umfangreich gewesen ist - dieser
Essay ist perfekt als Einstieg ins Werk des georgischstämmigen
Schriftstellers. Giwi Margwelaschwili schreibt über Graffities, die
andere Graffities überdecken oder ihnen einen neuen Sinn geben - wie das
"nicht", das zwischen den beiden ursprünglichen Wörtern "Nazis" und
"raus" eingefügt wurde. Woher kommt das Gefühl, die Mauer selbst könne
sprechen? Wieso sind "Tags" mehr als Unterschriften, sondern gerade
wegen ihres ornamentalen Charakters bemerkenswert? Warum gab es in der
Sowjetunion keine Graffities und was fangen wir an mit diesem Spruch:
"The best system is a soundsystem"? Ganz davon abgesehen, dass dieser
kluge, kryptische Essay inspiriert - das eigentliche Ereignis ist das
Alter dieses "Mauerzeitungslesers". Giwi Margwelaschwili ist stolze 82
Jahre alt.
Jan Drees / 1Live
Donnerstag, 24. Februar 2010, 19 Uhr
B U C H L E S U N G
Giwi Margwelaschwili
„Kapitän Wakusch - Sachsenhäuschen“
Im
ersten Band "In Deuxiland" beschreibt er seine Jugend als Ausländer im
Dritten Reich. Doch ist er nicht nur ein Exiliantenkind in Deutschland –
als Jazzliebhaber, der sich in der Jazzbar "Kakadu" der verbotenen
Musik hingibt, ist er zugleich ein jugendlicher Rebell. Mit dem
Kriegsende endet der erste Band, der zweite Band "Sachsenhäuschen" nimmt
den Faden wieder auf – nun ist Wakusch, das alter Ego Margwelaschwilis,
plötzlich ein Gefangener der Sowjets. Er wird nach einer Odyssee durch
verschiedene Kerker in das berüchtigte Speziallager Nr. 7 verbracht, dem
ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen. Dort erlebt er Elend und
Demütigung, aber auch Lichtblicke, etwa eine Theateraufführung mit dem
Mitgefangenen Heinrich George...